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Sex nach Kalender oder so viel Sex wie möglich – Das sind die Hinweise, die Paare bekommen, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappen will. Doch was ist, wenn der Sex das eigentliche Problem ist?

Bei Paaren, die es bereits eine Weile (6-12 Monate) versucht haben, schwanger zu werden und bei denen auch körperliche Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit ausgeschlossen werden können, kann eine sexuelle Störung Ursache für den unerfüllten Kindewunsch sein.

Wir haben Prof. Dr. med. Henry Alexander dazu einige Fragen gestellt. Er ist emeritierter Leiter des Zentrums für Reproduktionsmedizin, gynäkologische Endokrinologie und Sexualmedizin der Universitätsfrauenklinik Leipzig. Mit seiner Unterstützung wurde im Universitätsklinikum Leipzig 1985 eines der ersten IVF-Babys Deutschlands geboren und er ist einer der wenigen Reproduktionsmediziner mit der Spezialausrichtung Sexualmedizin.

1. Bei unerfülltem Kinderwunsch sollte die sexuelle Gesundheit des Paares bei der Therapie unbedingt berücksichtigt werden.

Frage: Wie kam es dazu, dass Sie neben der Reproduktionsmedizin noch die Richtung Sexualmedizin eingeschlagen haben?

Antwort: Wenn man aus der Reproduktionsmedizin kommt, wird man mit der Problematik konfrontiert, dass – wenn körperliche Ursachen ausscheiden – sexuelle Störungen vorhanden sein können. Diese sind oft Ursache für die Kinderlosigkeit, z.B. wenn die Paare sehr selten miteinander schlafen und sich wundern, warum sie nicht schwanger werden.

Mein Ziel war es immer, mich in der Kinderwunschbehandlung für die sexuelle Gesundheit des Paares verantwortlich zu fühlen. Ich habe dann von Fall zu Fall die Kinderwunschbehandlung etwas zurück gestellt, um zunächst die Störung der sexuellen Kommunikation zu therapieren und den Kinderwunsch allumfassender zu sehen, mit allem was dazugehört.

2. Zu einer zufriedenen Partnerschaft gehört auch, seine Lust zu leben.

Frage: Was würden Sie Kinderwunschpaaren mit auf den Weg geben?

Antwort: Bei einer Kinderwunschproblematik muss man immer auch die Sexualität hinterfragen. Wenn Paare mit Kinderlosigkeit zu mir kommen und keinen Geschlechtsverkehr haben, aber von mir als Reproduktionsmediziner wünschen, dass ich mit medizinischen Methoden eine Schwangerschaft herbeiführe, bin ich damit nicht einverstanden. Denn so wird das Grundproblem – eine wahrscheinliche sexuelle Störung – nicht angegangen bzw. therapiert. Paare wollen ja noch die nächsten 50 Jahr zusammen sein und zu einer zufriedenen Partnerschaft gehört auch dazu, sich zu verstehen und Lust zu leben.

Es sollte geschaut werden, ob eine gesunde intime Zweisamkeit vorhanden ist und wenn nicht, “bspw. bei bestehendem Leidensdruck“ sollte sich das Paar beraten lassen, wie sie diese erreichen können. Denn die Kinderwunschbehandlung belastet die Sexualität, z.B. durch empfohlenen Sex zu einer bestimmten Zeit. Das kann auf Dauer zu Frustration führen.

Oftmals sind es übrigens die Männer, die wenig Problembewusstsein zeigen und meinen, es sei alles in Ordnung, weil sie nicht bereit sind, die Störung zu thematisieren.

Meiner Meinung nach gehört die Hinterfragung der sexuellen Gesundheit stets zur Kinderwunschbehandlung mit dazu. Wenn ersichtlich ist, dass ein Beziehungsproblem auf der Basis einer sexuellen Interaktionsstörung im weitesten Sinne besteht, muss man als Arzt schauen, wie man helfen kann. Wenn ich sehe, dass die sexuelle Zweisamkeit gestört ist, sollte man sich diesem Problem erst einmal widmen, ehe ein Kinderwunsch medizinisch erfüllt wird. Denn wenn das Kind erst einmal da ist, kann sich das Paar aus Zeitgründen wieder nicht angemessen einander zuwenden und ihre Sexualität normalisieren, dann wird das Problem nur weiter aufgeschoben. Ein Kind kann so eine gestörte Beziehung auf Dauer meist auch nicht kitten.

3. Kommunizieren und Aussprechen ist die Lösung.

Frage: In der heutigen aufgeklärten Zeit mit Medienveröffentlichungen, Internet usw. gibt es da noch Themen in Zusammenhang mit Sexualität, die die Menschen nicht ansprechen oder wissen?

Antwort: In den Medien werden sexuelle Märchen präsentiert, man kann sexuelle Techniken sehen und lernen, aber das ist ja nicht die Wirklichkeit. Es fehlt die Lust und das Spiel, das Gefühl füreinander. Es geht nur um den Akt an sich aber das, was davor passiert, wird nicht reflektiert. Dass man sich respektvoll, ohne Gewalt, ohne Zwang und ohne Diskriminierung nähert und seine Wünsche offenbart, wird vergessen. Man kann sagen, dass der Vorspann fehlt, die Intimität und Geborgenheit, die eigentlich Jeder sucht.

Die Liebe ist ein Spiel und da muss man sich aufeinander einstellen. Dazu gehört auch, dass man über Sexualität, seine Wünsche, Erfahrungen und Erwartungen redet, doch das wird in der Öffentlichkeit nicht vermittelt.

Sexuelle Störungen sind dadurch bedingt, dass Verunsicherung besteht, weil die Zweisamkeit eben nicht einfach so funktioniert, wie das in den einschlägigen Medien immer dargestellt wird. Wenn dann noch dazu kommt, dass nicht miteinander gesprochen wird, kommt man sich auch nicht näher und schon ist das Problem da. Kommunizieren und Aussprechen ist die Lösung.

Das Sexuelle ist zwar in den Medien stark präsent und jeder glaubt, etwas davon zu verstehen, aber ich habe das Gefühl, dass das allgemeine Bewusstsein für sexuelle Gesundheit leider noch nicht umfassend genug ausgeprägt ist.

4. Das eigene Wohlfühlen in der Sexualität sowie einen Partner zu finden, der mit einem gleichschwingt, ist die Basis sexueller Gesundheit.

Frage: Was verstehen Sie denn unter sexueller Gesundheit?

Antwort: Sexuelle Gesundheit hat mehrere Bezüge mit individuellem und sozialem Hintergrund. Sie ist verbunden mit der eigenen Gesundheit insgesamt, im Sinne von Wohlempfinden und Lebensqualität. Sie bezeichnet den Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität. Dabei ist wichtig zu beachten, dass sexuelle Gesundheit eine positive Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen voraussetzt und letzten Endes auch zu tun hat, mit einem Gegenüber. Sexuelle Beziehungen sollten frei von Zwang sein und in Einvernehmlichkeit erfolgen – ohne Diskriminierung, Gewalt und Entrechtung.

Es ist ein wichtiges Thema, denn wenn man sich selbst in der Sexualität wohlfühlt und man einen Partner findet, der mit einem selbst harmoniert und gleichschwingt, kann man sexuelle Zufriedenheit erreichen – auf Basis sexueller Gesundheit.

5. Weiterführende Tipps und Links

Neben den Hinweisen von Prof. Alexander hat auch das BKiD (Beratunsgnetzwerk Kinderwunsch Deutschland) Tipps für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch zusammengestellt. Natürlich gibt es kein allgemeines Rezept – aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich betroffene Paare in der Zeit des unerfüllten Kinderwunsches selbst helfen und stärken können.

  • Kinderwunsch-Tipps für Paare: Tipps vom BKiD (dem Netzwerk der psychosozialen Berater bei unerfülltem Kinderwunsch in Deutschland.
  • Adressen von Beratern: Sollten Sie es als Paar nicht alleine schaffen, eine Lösung zu finden, gibt es beim BKiD eine Liste mit Adressen von BeraterInnen in Ihrer Nähe, die sich mit psychosoziale/psychologische Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch/ungewollter Kinderlosigkeit auseinandersetzen.
  • Selbstcheck Sexualität: Die Leipziger Ärztin und Sexualtherapeutin Dr. med. Carla Thiele hat einen Fragebogen für Frauen und Männer entwickelt, mit dem Sie herausfinden können, ob bei Ihnen eventuell eine sexuelle Funktionsstörung besteht. Jetzt Test machen!
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