Fehlgeburt – Warum passiert das gerade mir?

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Wenn Eltern ihr Kind durch eine Fehlgeburt verlieren, gehört dies zum Schmerzlichsten, was ihnen widerfahren kann. Für Paare, die vom Verlust ihres Kindes erfahren, ist zunächst unvorstellbar, wie sie den schweren Weg bewältigen können, der nun vor ihnen liegt. Frauenärzte gehen davon aus, dass mindestens jede fünfte Schwangerschaft glücklos endet, die Dunkelziffer ist vermutlich höher. Doch obwohl so viele Frauen betroffen sind, ist eine Fehlgeburt auch heutzutage noch Tabuthema und wird weder im privaten noch im öffentlichen Raum wirklich besprochen.

Wenn das Paar den positiven Schwangerschaftstest in Händen hält, beginnt oft schon das Schweigen. Aber ist die Freude nicht so groß, dass man es am liebsten jedem sofort erzählen möchte? Ärzte raten jedoch häufig abzuwarten, weil die Gefahr einer Fehlgeburt in den ersten zwölf Wochen bekanntlich am größten ist. Doch das Leben hat bereits seinen Anfang gefunden und das Paar liebt das Ungeborene von Beginn an, schmiedet Pläne, bereitet sich auf eine gemeinsame Zukunft vor. Warum soll es vor der 12. Schwangerschaftswoche leichter sein, sein Kind zu verlieren, als später? Kommt es tatsächlich zu einer Fehlgeburt, behalten die meisten Frauen und Paare den schweren Verlust für sich, ziehen sich immer weiter zurück, fühlen sich einsam und leer. In ihrer tiefen Trauer fühlen sie sich von Umfeld und Ärzten weder verstanden, noch ausreichend betreut. Für Betroffene ist Schweigen oft unerträglich. Eine Fehlgeburt zu verleugnen und die Trauer für sich zu behalten macht es oft nur noch schlimmer. Wir wünschen uns mehr Offenheit und Austausch untereinander! Viele Paare, die schließlich öffentlich über eine Fehlgeburt sprechen, hören überraschende Geständnisse von nahestehenden Personen, denen es ähnlich erging. Das gibt Kraft, Mut und Hoffnung, denn du bist nicht allein!

Hintergrund

80% aller Fehlgeburten ereignen sich in den ersten 12 Schwangerschaftswochen und werden als Frühabort bezeichnet. Die Gefahr, das Kind zu verlieren, ist zu Beginn jeder Schwangerschaft am größten und reduziert sich mit zunehmender Schwangerschaftsdauer. Die häufigsten Fehlgeburten finden bis zur 4./5. SSW statt.  Hier gehen Mediziner von einer Rate von bis zu 50% aus. Früher wussten Frauen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass sie schwanger sind. Heute werden Schwangerschaften oft lange geplant und Frauen wissen schon sehr früh, dass sie ein Kind erwarten. Dank sensibler moderner Technik lässt sich heute bereits ab der sechsten Woche ein Herzschlag auf dem Ultraschallgerät erkennen. Spätestens dann bauen Schwangere eine enge Bindung zum heranwachsenden Kind auf. In der 6. bis 8. SSW reduziert sich das Fehlgeburts-Risiko auf ca. 18%,  ab der 17. SSW sinkt das Risiko einer Fehlgeburt auf nur 2-3%. Findet eine Fehlgeburt nach der 16. Schwangerschaftswoche statt, sprechen Mediziner von einem Spätabort. Der Fötus ist vor Ablauf der vollendeten 22.-24. SSW und mit weniger als 500g außerhalb der Gebärmutter in der Regel noch nicht allein überlebensfähig.

Warum ich?

Gründe für den Frühabort bis zur 12. SSW sind meist schwerwiegende Chromosomenveränderungen beim Embryo, fehlerhafte Zellteilungen, Fehlbildungen, Infektionen und Vieles mehr. Auch eine Gelbkörperschwäche oder Immunreaktionen, also Abstoßungsreaktionen des mütterlichen Immunsystems gegenüber dem Gewebe der Plazenta, können Ursachen sein. Frauen sind jedoch nicht gut genug über die Ursachen einer Fehlgeburt aufgeklärt und machen sich schwere Vorwürfe: Wär ich doch nicht noch joggen gegangen! Hätte ich doch bloß nicht den schweren Einkauf getragen! Aber: Dich trifft keine Schuld! Der frühe Abort stellt einen „Schutzmechanismus“ der Natur dar, wenn der Embryo nicht lebensfähig gewesen wäre. Eine Schwangerschaft ist jedes Mal ein Wunderwerk der Natur und ein hochkomplexer Vorgang.

Wie geht es weiter?

In Deutschland wird nach dem Feststellen des Embryo-Todes in den frühen Schwangerschaftswochen vorwiegend eine Ausschabung vorgenommen. Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem das Gewebe des Embryos, die Plazenta und Gebärmutterschleimhaut entfernt werden. Aber es gibt auch noch andere Optionen: Den Abgang des Fötus durch ein Wehen einleitendes Medikament zu beschleunigen oder abzuwarten, bis der Körper den Embryo von allein abstößt. Man sollte sich in jedem Fall dazu von seinem behandelnden Gynäkologen aufklären und beraten lassen. Die Wahl zwischen diesen Möglichkeiten, die den bewussten Abschied und die Trauer in manchen Fällen erleichtern könnte, kann für Frauen entscheidend sein. Ab der 16. SSW wird das Kind in der Regel auf normalen Weg geboren. Auch wenn der Kaiserschnitt heute bedeutend sicherer geworden ist als früher, birgt er für die Mutter ein höheres Risiko als eine natürliche Geburt. Auch die möglichen Folgen für eine erneute Schwangerschaft und Geburt sind nicht zu unterschätzen. Das Kind mit jeder Wehe Schritt für Schritt aus eigener Kraft zur Welt zu bringen, macht den Abschied für viele Mütter „erfahrbar“. Diese sogenannte „stille Geburt“ und der frühe Abschied vom Kind werden für die Eltern unvergessen bleiben.

Nach einer Fehlgeburt kommt es bei der Frau zu einem raschen Hormonabfall. Dies kann die Trauer noch zusätzlich verstärken. In den folgenden Tagen und Wochen ist es nun besonders wichtig, sich zu schonen, bis der Körper sich erholt hat und die körperliche Rückbildung und Heilung abgeschlossen ist. Um das schicksalhafte Erlebnis zu verarbeiten, sind gemeinsame Gespräche mit dem Partner über Gefühle, Ängste und Sorgen für die Paarbeziehung jetzt besonders wichtig.

Orte der Trauer

Viele Eltern fühlen sich dem toten Kind oft noch ein Leben lang eng verbunden. Den Abschied bewusst zu gestalten, kann helfen, den Verlust begreifbar zu machen und neuen Mut zu fassen. Paare können ihren Schmerz mitunter besser verarbeiten, wenn sie einen Ort zum Trauern haben, an den sie jederzeit zurückkehren können. Heute gibt es in den meisten Bundesländern ein Recht auf Bestattung von frühen wie späten Schwangerschaftsverlusten, wenn es die Eltern wünschen. Abschiedsrituale und Bestattungszeremonien können eine tröstliche und tiefe Erfahrung sein. Zugleich können sie dabei helfen, neue Kraft zu finden. Auch kleine Erinnerungsstücke, wie z.B. Ultraschallbilder oder bereits gekaufte Babybekleidung, können bei der Trauerbewältigung helfen. Nicht alle Eltern können oder möchten ihr Kind individuell bestatten – zum Beispiel, wenn sie das Kind sehr früh verloren haben. Dann ist es meistens möglich, es auch von der Klinik beisetzen zu lassen.

Du bist nicht allein!

Eine Fehlgeburt ist für die Frau und das Paar eine seelisch sehr belastende Situation. Die Zahl der Frauen, die eine Fehlgeburt erleben mussten, ist hoch. Allerdings birgt dies auch die Chance für einen Austausch an Gefühlen und Gedanken unter Frauen bzw. Eltern, denen es ähnlich erging. Vielen Frauen hilft es, sich mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen auszutauschen. Auch soziale Netzwerke können heute Frauen mit ähnlichem Schicksal, oft anonym, zusammenbringen, um Erfahrungen auszutauschen, um zu trauern und sich zu erinnern.

Für die Trauerbewältigung gibt es in ganz Deutschland Psychologen, unabhängige Selbsthilfegruppen und Initiativen, die Betroffene um Unterstützung und Hilfe bitten können. Nehmt Hilfe an! Auch Hebammen können bei Schwangerschaftsverlusten Beistand leisten. Die Krankenkasse übernimmt bei einer Fehlgeburt vor der 24. Schwangerschaftswoche häufig die Betreuung durch eine Hebamme. Bis die seelischen Wunden heilen, braucht es aber vor allem Zeit. Wer die Trauer nicht überwinden kann oder große Ängste vor einer neuen Schwangerschaft entwickelt, sollte sich dennoch unbedingt psychologische Hilfe suchen.

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