Chlamydien – die unsichtbare Gefahr

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Chlamydien-Infektionen gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Mit einer großen Tücke: Sehr oft verläuft die Infektion mit den Bakterien symptomlos, kann aber unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen. Vor allem Teenager und junge Frauen können sich unbemerkt anstecken und möglicherweise Langzeitfolgen erleiden. Aktuellen Schätzungen zufolge sind etwa 100.000 Frauen in Deutschland unfruchtbar in Folge einer Chlamydien-Infektion.

Wer ist betroffen?

Prinzipiell können sich Männer und Frauen gleichermaßen mit Chlamydien infizieren. Doch vor allem junge Frauen sind besonders betroffen. Schätzungsweise ist jede fünfte junge Frau zwischen 17 und 24 Jahren mit Chlamydien infiziert. Je häufiger die sexuelle Aktivität mit wechselnden Sexualpartner*innen ist, desto größer ist auch die Gefahr, sich mit Chlamydien zu infizieren.

Warum sind Chlamydien so gefährlich?

Bei Frauen bleibt eine Infektion anatomisch bedingt oft symptomlos: Chlamydien setzen sich an den Muttermund, die Verbindungsstelle zwischen Vagina und Gebärmutter. Der Muttermund und die ihn umgebende Schleimhaut sind nur von wenigen Nerven durchzogen. Daher lösen mögliche Reize, wie eine von Chlamydien ausgelöste Entzündung, an dieser Stelle kaum bis keinen Schmerz aus. Selbst der auftretende eitrige Ausfluss kann unentdeckt bleiben, vor allem bei Frauen, die eher zu verstärktem natürlichen Ausfluss neigen.

Bleibt die Chlamydien-Infektion unentdeckt und damit unbehandelt, können die Chlamydien bis zu den Eileitern wandern. Auch hier lösen sie Entzündungen aus, die dann vernarben können. Diese Vernarbungen beeinträchtigen die Funktion der Eileiter.

Doch die Eileiter sind essentiell, um schwanger zu werden, denn hier findet die Befruchtung statt. Beim Eisprung wandert die reife Eizelle in den Eileiter, gleichzeitig werden Spermien in den Eileiter gesogen. Im Eileiter treffen also die Eizelle und die Spermien aufeinander. Vernarbungen durch eine Chlamydien-Infektion können dabei in unterschiedlichen Graden hinderlich sein:

Die Eileiter sind vernarbt, aber nicht verschlossen:

Trotz Vernarbungen treffen die Eizelle und die Spermien aufeinander und die Befruchtung findet statt. Dann versucht die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter zu wandern, um sich einzunisten. Durch die Vernarbungen bleibt die befruchtete Eizelle im Eileiter stecken und es kommt zu einer Eileiterschwangerschaft, die nicht ausgetragen werden kann.

Die Eileiter sind vernarbt und verschlossen:

Die reife Eizelle befindet sich im oberen Teil des Eileiters und die Spermien im unteren Teil bzw. in der Gebärmutter. Durch die Vernarbung und den dadurch entstandenen Eileiterverschluss können sie nicht mehr aufeinander treffen. Damit ist keine Befruchtung möglich.

Symptome einer Chlamydien-Infektion

Bei Frauen verlaufen 80% der Infektionen aus den oben beschriebenen Gründen symptomlos. Bei den verbleibenden 20% können folgende Symptome in den ersten drei Wochen nach einer Infektion auftreten:

  • eitriger Ausfluss
  • Juckreiz
  • Schmerzen beim Wasserlassen

Die Chlamydien können höher zu den Eileitern oder gar dem Bauchfell wandern und jeweils Entzündungen auslösen. Dabei können Symptome wie Zwischenblutungen, (einseitige) Bauchschmerzen, Fieber und Übelkeit auftreten. Spätestens jetzt sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Bei Männern führt eine Chlamydien-Infektion zur Entzündung der Harnröhre und kann ähnliche Symptome wie bei Frauen verursachen:

  • eitriger Ausfluss
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • starker Harndrang

Hier können die Chlamydien weiter in der Harnröhre aufsteigen und zur Entzündung der Prostata und der Nebenhoden führen. Das führt zu starken (einseitigen) Schmerzen und ggf. zur Schwellung des Hodens. Wird die Entzündung nicht rechtzeitig behandelt, kann sie zur Unfruchtbarkeit des Mannes führen.

Diagnose und Behandlung

Der Frauenarzt bzw. Urologe macht bei einem Verdacht auf eine akute Chlamydien-Infektion einen Abstrich. Bei einer vorsorglichen Untersuchung auf Chlamydien wird der Urin untersucht. Wenn Chlamydien nachgewiesen werden, erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. Nach der Behandlung wird nochmals getestet, ob keine Chlamydien mehr nachweisbar sind. In der Zwischenzeit sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden um eine Wiederansteckung bzw. Weiterverbreitung zu verhindern. Aus diesen Gründen sollte auch der*die Partner*in bzw. die Sexualpartner*innen der letzten 60 Tage über die bestehende Chlamydien-Infektion aufgeklärt und mitbehandelt werden. Werden Chlamydien rechtzeitig entdeckt und behandelt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Infektion keine bleibenden Schäden hinterlässt.

Wie kann man herausfinden, ob die eigene Fruchtbarkeit durch Chlamydien beeinflusst wurde?

Als erstes ist ein freiwilliger, vorsorglicher Test auf Chlamydien sinnvoll. Frauenärzte und Urologen führen diese Tests durch und untersuchen dafür den Urin. Werden Chlamydien festgestellt, erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. Danach kann die derzeitige Funktion der Eileiter untersucht werden. Leider sind mögliche Vernarbungen im normalen Ultraschall beim Frauenarzt nicht sichtbar. Stattdessen sollte ein spezieller Ultraschall oder eine Bauchspiegelung gemacht werden.

Wie kann man sich vor Chlamydien schützen?

Da Chlamydien durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, ist ein Schutz nur durch die Verwendung von Kondomen möglich. Chlamydien können ebenfalls den Rachen und den Enddarm ohne Symptome befallen, daher sollten Kondome auch bei Oral- und Analverkehr benutzt werden. Bei regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr, vor allem mit wechselnden Sexualpartner*innen, wird eine freiwillige jährliche Untersuchung auf Chlamydien empfohlen. Für sexuell aktive Frauen bis 25 Jahre wird die Untersuchung unter bestimmten Bedingungen auch von der Krankenkasse getragen.

Gut zu wissen: Chlamydien-Infektion in der Schwangerschaft

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung im ersten Trimester der Schwangerschaft wird jede Frau auf Chlamydien getestet. Das ist eine der Standardleistungen der Mutterschaftsvorsorge von gesetzlichen Krankenkassen. Werden Chlamydien nachgewiesen, werden sie mit Antibiotika behandelt, die für Schwangere geeignet sind. Denn die Infektion mit Chlamydien birgt in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten sowie weitere Komplikationen. Während der Geburt kann das Neugeborene außerdem im Geburtskanal mit Chlamydien angesteckt werden. Die Folgen sind Bindehaut- und Lungenentzündung beim Neugeborenen.

Referenzen

Robert Koch Institut (RKI). RKI-Ratgeber Chlamydiosen Teil 1. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil1.html#doc2382764bodyText5 Zugriff: 15.09.2020

Leading Medicine Guide. Chlamydien. https://www.leading-medicine-guide.de/erkrankungen/infektionen/chlamydien Zugriff: 15.09.2020

Schweitzer, Rudolf (2014): Infektionskrankheiten. 2. Auflage, München.

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