Symptome und Diagnosekriterien des PCO-Syndroms

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Das polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCO-Syndrom oder PCOS, ist eine hormonelle Störung, die bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter auftreten kann. Es handelt sich dabei um eine der häufigsten endokrinologischen Erkrankungen, an der in Deutschland etwa 1 Mio. Frauen leiden. Viele der Betroffenen sind Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch.

Symptome des PCO-Syndroms

Das PCO-Syndrom ist sehr facettenreich und kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern. Häufig sind die Eierstöcke bei Frauen mit PCOS von vielen kleinen perlschnurartig aufgereihten Zysten umgeben; auf der anderen Seite können auch Frauen Zysten in den Eierstöcken aufweisen, ohne von PCOS betroffen sein. Andere Symptome bei PCOS sind Zyklusstörungen, ein Ausbleiben der Ovulation, Sterilität, Übergewicht, Insulinresistenz, Diabetes mellitus Typ 2, erhöhte Testosteronwerte, verstärkter Haarwuchs an Körper und Gesicht, Akne, Haarausfall und noch viel mehr. Nicht zu vernachlässigen ist, dass es durch oben genannte Symptome zu psychischen und sozialen Problemen sowie zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität kommen kann.

Allerdings liegt nicht bei jeder Frau, die eines dieser genannten Symptome aufweist, zwangsläufig PCOS vor. Das PCO-Syndrom kann viele Symptome verursachen, die bei jeder Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, so dass es keine einheitliche Symptomatik gibt. So ist der Nachweis der namengebenden polyzystischen Ovarien allein für die Diagnosestellung „PCOS“ nicht ausreichend. Andererseits liegt beim Nachweis einer Polyfollikulie nicht immer ein PCOS vor.

Diagnosekriterien

Um eine einheitliche Diagnose des PCO-Syndroms zu gewährleisten, wurde im Jahr 2018 die “ESHRE Guideline” zur Diagnostik des PCO-Syndroms aktualisiert. Zur Diagnosestellung gelten die sogenannten Rotterdam-Kriterien. Demnach sollen nach Ausschluss anderer Erkrankungen zur Diagnose des PCO-Syndroms mindestens 2 der folgenden 3 Symptome vorliegen.

1. Hyperandrogenämie und/oder klinische Zeichen eines Hyperandrogenismus: Dabei liegen erhöhte männliche Hormonkonzentrationen (Androgene) im Blut vor. Diese können zu Akne, Haarausfall und ungewöhnlich starker Körperbehaarung bei der Patientin führen.

2. Oligo- oder Amenorrhö: Die Patientin hat entweder Blutungsabstände von >35 Tagen oder keine Periode. Dies kann zu verminderter Fertilität führen.

3. Das Ultraschallkriterium wurde konkretisiert. Es müssen Ovarien mit mehr als 20 Follikeln (früher 12) u./od. erhöhtem Ovarvolumen (≥10 ml) pro Seite vorliegen.

Eine begleitende Beratung ist wichtig

Die Beratung der Patientin ist ein essenzieller Schritt bei der Diagnostik und Behandlung, um schwere gesundheitliche Folgen möglichst zu minimieren. Dazu gehört immer ein ausführliches Gespräch mit der Patientin, eine körperliche Untersuchung mit Beurteilung der Haut und Körperbehaarung sowie Bluttests mit Bestimmung verschiedener Hormone. Komplettierend wird eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke durchgeführt. Neu ist jetzt, dass bei Patientinnen mit vorliegendem irregulärem Zyklus und Hyperandrogenismus auf die Ultraschalldiagnostik verzichtet werden kann. Hier sind schon die erforderlichen 2 von 3 Diagnosekriterien erfüllt.

Unregelmäßige Zyklen weisen nicht immer auf PCOS hin

Es ist möglich, dass eine Frau zwar unregelmäßige und/oder lange Zyklen aufweist, jedoch nicht von PCOS betroffen ist, wenn kein weiteres Diagnosekriterium bei ihr zutrifft. Die Diagnostik von PCOS muss immer von einem Gynäkologen oder Endokrinologen vorgenommen werden! Hier kommt es häufig zu gefährlichen Selbstdiagnosen, denn Frauen mit unregelmäßigen Zyklen denken schnell, sie seien von PCOS betroffen. Dabei weisen etwa 70% aller Frauen unregelmäßige Zyklen auf! Auch unregelmäßige Zyklen können jedoch Eisprünge aufweisen und vollkommen gesund sein. Auch Schilddrüsenfehlfunktionen können z.B. Einfluss auf die Zykluslänge nehmen. Des Weiteren wirken Stress, seelische Belastungen, Zeitverschiebungen auf Reisen sowie Hormonschwankungen während der Pubertät oder den Wechseljahren auf den Zyklus ein. Mit OvulaRing kannst du übrigens dein individuelles  Zyklus- und Fruchtbarkeitsmuster auch bei unregelmäßigen oder sehr langen Zyklen genau kennenlernen und feststellen, ob deine Zyklen gesund sind und wann du einen Eisprung hast.

Ursachenforschung

Die Forschung hat gezeigt, dass sowohl genetische Faktoren, als auch Umwelteinflüsse eine bedeutende Rolle spielen. Charakteristisch bei der Entwicklung eines PCO-Syndroms sind Hormonimbalanzen. Betroffen sind vor allem die männlichen Sexualhormone, sogenannten Androgene, sowie das luteinisierende und follikelstimulierende Hormon (LH und FSH) der Hirnanhangdrüse. Auch Übergewicht scheint bei der Entstehung des PCO-Syndroms eine entscheidende Rolle zu spielen. Häufig geht Übergewicht mit einer Insulinresistenz einher. Die Eierstöcke reagieren dann auf den erhöhten Insulinspiegel mit einer geringeren Umwandlung der Androgenen in Östrogene.

Wie kann es zu einer verminderten Fertilität oder zur Sterilität kommen?

In einem gesunden Zyklus wächst ein Follikel heran, der die reife Eizelle zum Zeitpunkt des Eisprungs in den Eileiter ausstößt. Ein hoher Spiegel männlicher Hormone, wie er beim PCO-Syndrom häufig vorliegt, beeinträchtigt diesen Reifungsvorgang. Es entstehen lediglich zahlreiche unreife Vorstufen, die sich nicht weiterentwickeln und die zystische Umwandlung der Eierstöcke verursachen. Ein Eisprung bleibt aus, so dass es nicht zu einer natürlichen Schwangerschaft kommen kann.

Nicht alle Frauen mit PCOS sind unfruchtbar

Verschiedene Studien (Direito 2012) zum hormonellen Verlauf des weiblichen Zyklus beweisen, dass jede Frau individuelle Zyklusmuster hat und die jeweiligen hormonellen Abläufe Besonderheiten aufweisen, welche den Zyklus individuell physiologisch charakterisieren.
So konnte u.a. in Studien nachgewiesen werden, dass über ein Drittel der Frauen, die mit PCOS diagnostiziert wurden, eine Ovulation hatten und auf natürliche Weise konzipieren können. Weiter wurde bestätigt, dass 15% dieser Frauen sogar regelmäßig einen späten Eisprung nach dem 36. Tag haben. Nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Anzahl anovulatorischer Zyklen bei PCOSlerinnen nicht so hoch wie bisher angenommen! Allerdings bleiben späte Ovulationen häufig unentdeckt. Betroffene Frauen werden daher oft zu schnell vom behandelnden Arzt ins Kinderwunschzentrum überwiesen, obwohl sie spontan schwanger werden könnten.

Wie kann ich meinen Zyklus trotz PCOS aufzeichnen?

Mit OvulaRing können Betroffene ganz einfach herausfinden, wie ihr individueller Zyklus funktioniert und ob und wann sie einen Eisprung haben – egal, wie spät er sein mag. OvulaRing misst rund um die Uhr automatisch deine Körperkerntemperatur und speichert 288 Messpunkte täglich. Auf dieser Grundlage werden fruchtbare Phase und Ovulation exakt angezeigt. Gerade bei PCOS ist es entscheidend, den Zyklus kontinuierlich zu beobachten, um späte, oftmals unentdeckte Eisprünge „aufzuspüren“. Dies ist vor allem vor Hormonbehandlungen bzw. -eingriffen eine wichtige Information für die betroffenen Frauen.

Referenzen

Direito A et al. (2012). Relationships between the luteinizing hormone surge and other characteristics of the menstrual cycle in normally ovulating women. Fertil Steril. doi: 10.1016/j.fertnstert.2012.08.047. Epub 2012 Sep 19.

Der Privatarzt Gynäkologie, Medizin & Management. 2014. Sonderbericht: Zeitpunkt der Ovulation. Die fortlaufende Messung der Körperkerntemperatur gewährleistet zuverlässige Aufschlüsse; 3: S. 16-17.

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