Risiken und Komplikationen einer IVF-Behandlung

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Eine ungewollte Kinderlosigkeit kann mit zunehmender Dauer für viele Paare eine schwere Lebenskrise auslösen. Längerfristig können sexuelle Störungen, partnerschaftliche Probleme, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle sowie Stimmungsschwankungen auftreten, sodass verschiedene Lebensbereiche eingeschränkt sind.

Die Behandlungsmethode der In-vitro-Fertilisation ist für viele Paare oftmals eine Chance, doch noch ein eigenes Kind zu bekommen. Allerdings erleben Paare nicht nur ihre Kinderlosigkeit als große Belastung, sondern auch die medizinische Behandlung. Dabei spielt der jeweilige Behandlungsausgang eine wichtige Rolle (Goldschmidt 2003). Darüber hinaus ist eine künstliche Befruchtung ein Eingriff in den Körper und jeder Eingriff ist mit gewissen Risiken verbunden, die zu verschiedenen Komplikationen führen können.

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Hyperstimulationssyndrom

Ein Risiko der assistierten Reproduktion ist das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS). OHSS ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei der Stimulation der Eierstöcke und stellt eine der Hauptkomplikationen von Maßnahmen assistierter Reproduktion dar. Es wird maßgeblich durch die von außen wirkende Zufuhr von Hormonen (Gonadotropinen) für die Eizellreifung hervorgerufen. Je nach Schweregrad können verschiedene Symptome vorliegen:  Spannungsgefühl im Bauchraum, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen bis hin zu Vergrößerung der Eierstöcke, frei im Bauch befindliche Flüssigkeit, erhöhte Blutgerinnungsneigung, Durchblutungsstörungen der Niere und Leberfunktionsstörung. Weitere Komplikationen einer IVF-Behandlung können eine erhöhte Rate an Eileiterschwangerschaften,  Infektionen, Thrombosen, Verletzungen von Organen und Blutgefäßen u.v.m. sein.

Mehrlingsschwangerschaften

Die Übertragung mehrerer Embryonen zur Erhöhung der Erfolgschancen birgt immer auch das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft. Laut IVF Register sind 21,3% aller Geburten Zwillingsgeburten, während 0,7% Drillingsgeburten sind. Mehrlingsschwangerschaften können zu Entwicklungsstörungen der Ungeborenen oder auch zu Frühgeburten führen. Zwillinge oder gar Drillinge auszutragen ist besonders in Kombination mit dem meist höheren Alter der Mutter ein zusätzliches und ernst zu nehmendes Risiko. Zudem werden Mehrlingsschwangerschaften in der Regel durch einen geplanten Kaiserschnitt entbunden, was wiederrum Komplikationen mit sich bringen kann. Zu nennen sind großer Blutverlust, Bildung von Blutgerinnseln, Infektionen, Verletzung benachbarter Organe, Wundheilungsstörungen, Narkosezwischenfälle sowie eine posttraumatische Belastungsstörung der Mutter.

Erhöhtes Fehlgeburtsrisiko und Präeklampsie

Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei Frauen, die durch eine IVF-Behandlung schwanger wurden, generell erhöht. Dies lässt sich einerseits durch das durchschnittlich höhere Alter der Paare erklären. Zum anderen kommen spezielle Veränderungen des Erbmaterials insbesondere bei schweren Veränderungen des Spermas vor. Auch sie können der Grund für eine mögliche Fehlgeburt sein. Auch die mütterliche Präeklampsie, eine Erkrankung in der Schwangerschaft, die mit Bluthochdruck, Eiweißausscheidung über den Urin sowie Wasseransammlungen (Ödeme) im Gewebe, die Schwellungen an Gesicht, Händen und Füßen verursachen, kann infolge einer künstlichen Befruchtung begünstigt werden. In schweren Fällen leiden Schwangere mit Präeklampsie unter weiteren Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Sehstörungen und Verwirrtheit.

Starke psychische Belastung

Viele kinderlose Paare unterschätzen die psychische Belastung einer hormonellen Kinderwunschbehandlung. Besonders bei der Frau stehen Körper und Seele unter Dauerstress. Hinzu kommen häufig mitunter starke Nebenwirkungen der Hormontherapie. Sind mehrere Behandlungszyklen notwendig, schwankt man ständig zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Studien weisen auf hohe Nebenwirkungen und psychische Belastungen hin, u.a. wird der Stress durch die  IVF auf gleiche Ebene wie der Tod eines Familienmitglieds gestellt!  Studien zeigen außerdem eine Depressionsrate von 52% nach einer IVF, ganz unabhängig vom Behandlungserfolg (Zuber-Jerger 2002).

Zu den unter Fachleuten weiterhin bekannten seelischen Beeinträchtigungen gehören: Minderung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls, Kontroll- und Kompetenzverlust, Verletzung der persönlichen Integrität, Angst und Anspannung, besonders beim Abwarten des Behandlungserfolges, sowie eine reaktive Depressionen nach ausgebliebenem Erfolg (Telus 2001).

Finanzielle Belastung

Nicht zuletzt sind Paare einer immensen finanziellen Belastung ausgesetzt. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit der Gesundheitsreform 2004 nur noch maximal die Hälfte der Kosten einer künstlichen Befruchtung bei maximal drei Versuchen. Voraussetzung: Die Frau darf nicht älter als 40, der Mann nicht älter als 50 Jahre alt sein. Beide Partner müssen aber mindestens 25 Jahre alt sein. Die gesetzlichen Krankenkassen bestehen bei einer Kinderwunschbehandlung immer noch auf einen Trauschein. Für unverheiratete Paare gelten besondere Regelungen: Sie müssen in einer so genannten festgefügten Partnerschaft zusammenleben – ob dies der Fall ist, liegt im Ermessen des Arztes, der das Beratungsgespräch durchführt.

Eine künstliche Befruchtung kann eine wahre Kostenlawine verursachen.  Denn die wenigsten Frauen werden schon beim ersten Mal schwanger. Nicht selten sind drei bis vier Versuche notwendig. Bei drei Versuchen einer In-Vitro-Befruchtung und einigen Versuchen der Insemination im Vorfeld kommen so schnell bis zu 10.000 Euro zusammen. Einige Krankenkassen übernehmen auch einen höheren Anteil der Kosten für die künstliche Befruchtung als gesetzlich vorgeschrieben. Eine Liste dieser Krankenkassen findest du HIER.

Risiken für die nach IVF gezeugten Kinder

Seit 40 Jahren wurden über 8 Millionen Kinder nach IVF oder ICSI geboren, jedes Jahr kommen über eine halbe Million via IVF gezeugte Kinder hinzu. In dieser Zeitspanne wurden die Geborenen nur bis zum 18. Geburtstag in Studien eingeschlossen. Die Kinder nach assistierter reproduktionsmedizinischer Therapie (ART) waren schon immer unter besonderer Überwachung und es wurden bis jetzt nur wenige Auffälligkeiten, wie z.B. gering erhöhtes Krebsrisiko und Hauterkrankungen, berichtet. In den letzten beiden Jahren wurden aber die Ergebnisse neuerer Studien publiziert. In den Untersuchungen werden von älteren nach IVF gezeugten Personen berichtet, die bereits im jugendlichen Alter unter Bluthochdruck, Insulinresistenz und vorgealterten Gefäßen litten, allesamt Erkrankungen, die sich normalerweise erst im höheren Alter manifestieren. Des Weiteren wurde über ein erhöhtes Risiko von Übergewicht, insbesondere in der Bauchregion, berichtet. Das Krebsrisiko gilt neueren Erkenntnissen zufolge um das 2,5-fache erhöht (Wenderlein 2020). Damit ergeben sich möglicherweise direkte Konsequenzen für die Gesundheit der aus assistierter reproduktionsmedizinischer Therapie (ART) entstandenen Kinder, aber wahrscheinlich sogar für die Kinder dieser Kinder.

Über Risiken aufklären

Frauen müssen über die Risiken der Behandlung, auch über die Risiken für die nach IVF gezeugten Kinder zwingend aufgeklärt werden. Wenn keine weitere Behandlungsalternative besteht, müssen die Frauen überlegen, ob sie das Risiko tragen möchten. Dabei sollte aber immer vom Arzt geprüft werden, ob alle Möglichkeiten einer sog. konservativen Behandlung, d.h. die Behandlung ohne IVF, ausgeschöpft wurden.

Überweisungen ans Kinderwunschzentrum oft vorschnell

Eine Schwangerschaft ist ein hochkomplexer Vorgang und ein Wunder der Natur. Unserer Erfahrung nach werden Frauen häufig zu früh und vorschnell an ein Kinderwunschzentrum überwiesen. Der Grund dafür ist, dass Ärzte in der Regel von einem 28-tägigen Lehrbuchzyklus ausgehen. Studien zeigen jedoch, dass 70% aller Frauen nicht diesem Standard entsprechen. Ihr individueller Zyklus ist kürzer oder länger und dennoch vollkommen gesund. Ein Eisprung findet ebenfalls statt, nur an einem anderen Tag und so gut wie nie in der Zyklusmitte.  Aufgrund dessen bleiben frühe und späte Eisprünge vom Gynäkologen häufig unentdeckt, so dass der Patientin fälschlicherweise anovulatorische Zyklen ohne Eisprung diagnostiziert werden. Die Folge: Die Patientin wird an ein Kinderwunschzentrum überwiesen, obwohl eine natürliche Schwangerschaft möglich gewesen wäre. Auf diese Weise werden Paare unnötig einer starken psychischen sowie finanziellen Belastung ausgesetzt.

Referenzen

Goldschmidt S et al. 2003. Zum Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit ungewollt kinderloser Paare und dem Behandlungsausgang nach IVF. Reproduktionsmedizin 19, 30–39.

Telus M. 2001. Reproduktionsmedizin: Zwischen Trauma und Tabu. In: Dtsch Arztebl 2001; 98(51-52): A-3430 / B-2889 / C-2685

Zuber-Jerger I. 2002. Reproduktionsmedizin – Zwischen Trauma und Tabu: Zu hohe Risikobereitschaft. In: Dtsch Arztebl 2002; 99(10): A-617 / B-505 / C-476

https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/geburt-kinder/kuenstliche-befruchtung/

Wenderlein JM. 2020. Reproduktionsmedizin in riskanter Sackgasse? In: Gyne. 5/2020.

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