Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist eine Art der künstlichen Befruchtung. Bei der IVF findet die Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers statt. Zu Beginn des Verfahrens müssen die Eierstöcke der Frau mit Hilfe von Hormonen angeregt werden, damit eine Eizelle heranreift. Mittels Ultraschalls wird der Verlauf im Kinderwunschzentrum oder in der gynäkologischen Praxis kontrolliert. Sind die Eizellen gereift, kann der Eisprung künstlich ausgelöst werden.
Anschließend lassen sich im besten Falle fünf bis zehn Eizellen über die Vagina entnehmen und in ein Nährmedium überführen. Dort treffen die Eizellen dann auf das aufbereitete Sperma des Partners, dieses wird in der Regel durch Masturbation gewonnen. Nach einem Tag im warmen Brutkasten lässt sich unter dem Mikroskop prüfen, ob die In-vitro-Befruchtung erfolgreich war. Ist dies der Fall, kann die Ärztin oder der Arzt der Frau nach ein bis zwei Tagen maximal drei Embryos in die Gebärmutter übertragen.
Die Anwendung von Fortpflanzungstechnik und der Umgang mit Embryonen sind in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz geregelt. Nach dem Gesetz gilt die befruchtete Eizelle vom Zeitpunkt der Kernverschmelzung an als Embryo. In Deutschland dürfen höchstens drei im Labor befruchtete Eizellen zu Embryonen heranreifen. Die Eltern entscheiden sich vorher für einen, zwei oder drei Embryonen. Je mehr, desto höher die Erfolgsrate, aber auch die Wahrscheinlichkeit, Zwillinge oder gar Drillinge zu bekommen.
Eine künstliche Befruchtung ist leider keine Garantie, schwanger zu werden und das Baby auf die Welt zu bringen. Oftmals ist die Herbeiführung einer Schwangerschaft ein steiniger Weg, der mit vielen Rückschlägen verbunden ist. Häufig sind mehrere Versuche nötig, bis eine Schwangerschaft eintritt. Diese Zeit ist sowohl körperlich als auch psychisch extrem belastend. Die Schwangerschaftsrate entspricht außerdem nicht der Geburtenrate. Diese fällt aufgrund von Fehlgeburten etwas schlechter aus. In Deutschland bekommen nur ca. 20 % aller Frauen, die eine oder sogar mehrere IVF-Behandlungen vornehmen lassen, ein Baby (Jahrbuch IVF 2020 und 2021). Von allen OvulaRing Nutzerinnen mit Kinderwunsch bekommen hingegen 29 % ein Baby. Also tatsächlich ungefähr 50 % mehr als mit einer IVF!
Die Erfolge der Kinderwunschbehandlung sind außerdem stark altersabhängig. Ab dem 36. Lebensjahr sinkt die Schwangerschaftsrate, während die Fehlgeburtsrate steigt. Mit 41-43 Jahren beträgt die Schwangerschaftsrate nur noch 17,8 % und die Geburtenrate 8,2 % aufgrund der hohen Fehlgeburtswahrscheinlichkeit (IVF-Register 2021). Nicht nur das Alter der Frau, auch die Art einer vorausgehenden Konzeption und der Schwangerschaftsausgang haben einen signifikanten Einfluss auf die Erfolgsaussicht einer reproduktionsmedizinischen Therapie. Eine frühere Schwangerschaft verbindet man z.B. mit einer höheren Erfolgsrate einer assistierten Reproduktion (ART). Jede vorausgehende Frühgeburt erhöht hingegen die Wahrscheinlichkeit, auch durch eine ART-Behandlung eine Fehlgeburt zu erleiden (Kupka 2004).
Eine Schwangerschaft ist ein komplizierter Vorgang und ein Wunder der Natur. Unserer Erfahrung nach werden Frauen häufig zu früh und vorschnell an ein Kinderwunschzentrum überwiesen. Grund dafür ist, dass Ärzt*innen in der Regel von einem 28-tägigen Standardzyklus ausgehen. Studien zeigen jedoch, dass 70 % aller Frauen diesem Standard nicht entsprechen. Ihr persönlicher Zyklus ist kürzer oder länger und dennoch vollkommen gesund. Ein Eisprung findet ebenfalls statt, nur an einem anderen Tag und so gut wie nie in der Zyklusmitte. Ultraschall-Untersuchungen werden jedoch routinemäßig in der Zyklusmitte vorgenommen, wobei frühe und späte Eisprünge unentdeckt bleiben, sodass der Patientin fälschlicherweise Zyklen ohne Eisprung diagnostiziert werden. Die Folge: Es findet eine Überweisung ans Kinderwunschzentrum stat, obwohl eine natürliche Schwangerschaft möglich ist.
Natürlich kann eine IVF für Paare mit gesundheitlichen Einschränkungen wie beispielsweise beschädigten oder nicht funktionierende Eileitern sowie schlechter Spermaqualität die letzte Hoffnung sein. Jedoch sollte eine IVF-Behandlung wegen möglicher Risiken und Nebenwirkungen vermieden werden, wenn es die Möglichkeit gibt, natürlich schwanger zu werden.
Eine ungewollte Kinderlosigkeit kann mit der Zeit bei vielen Paaren eine schwere Lebenskrise auslösen. Demgemäß können sexuelle Störungen, Beziehungsprobleme, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle sowie Stimmungsschwankungen auftreten, sodass verschiedene Lebensbereiche eingeschränkt sind. Die Behandlungsmethode der In-vitro-Fertilisation ist für viele Paare oftmals eine Chance, dennoch ein eigenes Kind zu bekommen. Allerdings erleben Paare nicht nur ihre Kinderlosigkeit als große Belastung, sondern auch die medizinische Behandlung. Dabei spielt der jeweilige Behandlungsausgang eine wichtige Rolle (Goldschmidt 2003). Eine IVF Behandlung birgt darüber hinaus eine Vielzahl an Risiken und es kann zudem zu massiven Nebenwirkungen kommen.
„OvulaRing kann unnötige IVF Behandlungen verhindern“
Exklusives Interview mit Prof. AlexanderEin Risiko der künstlichen Befruchtung ist das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS). OHSS ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation auf Grund der Stimulation der Eierstöcke. Es ist eine der Hauptkomplikationen von Maßnahmen assistierter Reproduktion. Das Überstimulationssyndrom wird maßgeblich durch die Hormone, welche man zur Eizellreifung verschreibt, hervorgerufen. Je nach Schweregrad können verschiedene Symptome vorliegen: Spannungsgefühl im Bauchraum, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen bis hin zu Vergrößerung der Eierstöcke, frei im Bauch befindliche Flüssigkeit, erhöhte Blutgerinnungsneigung, Durchblutungsstörungen der Niere und Leberfunktionsstörung. Weitere Komplikationen einer IVF-Behandlung können eine erhöhte Rate an Eileiterschwangerschaften, Entzündungen, Thrombosen, Verletzungen von Organen und Blutgefäßen u.v.m. sein.
Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei Frauen, die durch eine IVF-Behandlung schwanger wurden, generell erhöht. Dies lässt sich einerseits durch das durchschnittlich höhere Alter der Paare erklären. Andererseits kommen spezielle Veränderungen des Erbmaterials insbesondere bei schweren Veränderungen des Spermas vor. Auch sie können der Grund für eine mögliche Fehlgeburt sein. Auch die mütterliche Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie), die mit Bluthochdruck, Eiweißausscheidung über den Urin sowie Wasseransammlungen (Ödeme) an Händen und Füßen einhergeht, kann durch eine künstliche Befruchtung begünstigt werden. In schweren Fällen leiden Schwangere mit Schwangerschaftsvergiftung unter weiteren Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Sehstörungen und Verwirrtheit.
Nicht nur während der Schwangerschaft können schwere Nebenwirkungen für Mutter und Kind entstehen, auch während der Geburt steigen die Risiken für Probleme. Nach einer IVF beträgt das Risiko einer Frühgeburt 14,3 % im Vergleich zu 6,2 % nach natürlicher Zeugung. Ebenfalls steigt bei einer IVF die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts von 32,1 % auf 54,9 %.
Viele kinderlose Paare unterschätzen die psychische Belastung einer hormonellen Kinderwunschbehandlung. Bei der Frau stehen dabei Körper und Seele unter Dauerstress. Außerdem kommen häufig mitunter starke Nebenwirkungen der Hormontherapie hinzu. Sind mehrere Behandlungszyklen notwendig, schwankt man ständig zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Studien weisen auf hohe Nebenwirkungen und psychische Belastungen hin. Zum Beispiel wird der Stress durch die IVF auf gleiche Ebene wie der Tod eines Familienmitglieds gestellt. Studien zeigen außerdem eine Depressionsrate von 52 % nach einer IVF, ganz unabhängig vom Behandlungserfolg (Zuber-Jerger 2002).
Zu den unter Fachleuten weiterhin bekannten seelischen Beeinträchtigungen gehören: Minderung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls, Kontroll- und Kompetenzverlust, Verletzung der persönlichen Integrität, Angst und Anspannung, besonders beim Abwarten des Behandlungserfolges, sowie Depressionen nach ausgebliebenem Erfolg (Telus 2001).
Bei einer IVF sind Paare einer immensen finanziellen Belastung ausgesetzt. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit der Gesundheitsreform 2004 nur noch maximal die Hälfte der Kosten einer künstlichen Befruchtung bei maximal drei Versuchen. Voraussetzung: Die Frau darf nicht älter als 40, der Mann nicht älter als 50 Jahre alt sein. Beide Partner müssen aber mindestens 25 Jahre alt sein. Die gesetzlichen Krankenkassen bestehen bei einer Kinderwunschbehandlung immer noch auf einen Trauschein. Für unverheiratete Paare gelten besondere Regelungen: Sie müssen in einer so genannten festgefügten Partnerschaft zusammenleben – ob dies der Fall ist, entscheidet die Ärztin oder der Arzt, die oder der das Beratungsgespräch durchführt.
Eine künstliche Befruchtung kann eine wahre Kostenlawine verursachen. Denn die wenigsten Frauen werden schon beim ersten Mal schwanger. Nicht selten sind drei bis vier Versuche notwendig. Bei drei Versuchen einer In-vitro-Befruchtung und einigen Versuchen der Insemination im Vorfeld kommen so schnell bis zu 10.000 Euro zusammen. Einige Krankenkassen übernehmen auch einen höheren Anteil der Kosten für die künstliche Befruchtung als gesetzlich vorgeschrieben. Eine Liste dieser Krankenkassen findest du hier.
Seit 40 Jahren wurden über 8 Millionen Kinder nach IVF oder ICSI geboren, jedes Jahr kommen über eine halbe Million hinzu. Kinder, die mittels assistierter reproduktionsmedizinischer Therapie gezeugt wurden, waren schon immer unter besonderer Beobachtung, aber wurden früher nur bis zum 18. Geburtstag in Studien eingeschlossen. Bis jetzt wurden nur wenige Auffälligkeiten wie z.B. ein gering erhöhtes Krebsrisiko und Hauterkrankungen berichtet.
In den letzten Jahren wurden aber die Ergebnisse neuerer Studien publiziert. In den Untersuchungen werden von älteren nach IVF gezeugten Personen berichtet, die bereits im jugendlichen Alter unter Bluthochdruck, Insulinresistenz und vorgealterten Gefäßen litten (Wenderlein 2020). Dies sind Erkrankungen, die sich normalerweise erst im höheren Alter bemerkbar machen. Ein weiteres erhöhtes Risiko kann Übergewicht, besonders in der Bauchregion sein. Das Krebsrisiko gilt neueren Erkenntnissen zufolge um das 2,5-fache erhöht (Wenderlein 2020). Damit ergeben sich möglicherweise direkte Konsequenzen für die Gesundheit der aus ART entstandenen Kinder, überdies wahrscheinlich sogar für deren Kinder.
Um die Erfolgschancen zu erhöhen, werden bei einer künstlichen Befruchtung mehrerer Embryonen übertragen. Dies birgt daher auch das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft. Laut IVF-Register sind 21,3 % aller Geburten der künstlichen Befruchtung Zwillingsgeburten. In 0,7 % kommt es sogar zu Drillingsgeburten. Mehrlingsschwangerschaften können die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen, Entwicklungsstörungen des Ungeborenen oder auch von Frühgeburten erhöhen.
Bublak, R. Mehr Komplikationen nach künstlicher Befruchtung. gynäkologie + geburtshilfe 27, 20 (2022). https://doi.org/10.1007/s15013-022-4427-8
Chausiaux et al 2013. Pregnancy Prognosis in Infertile Couples on the DuoFertility Programme Compared with In Vitro Fertilisation/Intracytoplasmic Sperm Injection. In: Assisted Reproduction and Infertility.
Deutsches IVF Register, Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie, Sonderheft 4 2022, Jahrbuch 2021, S. 8
Edwards RG.2007. IVF, IVM, natural cycle IVF, minimal stimulation IVF − time for a rethink. Reproductive BioMedicine Online Vol 15. No 1. 106-119
El Mokhallalati1 Y et al. Treatment-independent live birth after in-vitro fertilisation: a retrospective cohort study of 2,133 women. Hum Reprod 2019; 34: 1470-1478
Goldschmidt S et al. 2003. Zum Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit ungewollt kinderloser Paare und dem Behandlungsausgang nach IVF. Reproduktionsmedizin 19, 30–39.
Gynäkologie und Geburtshilfe. https://www.thieme.de/de/gynaekologie-und-geburtshilfe/ohss-ovarielles-ueberstimulationssyndrom-83106.htm
Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie (2019). Deutsches IVF Register. Jahrbuch 2018.
Kupka MS et al. 2004. Prognosefaktoren der assistierten Reproduktion. In: Der Gynäkologe 37, 686–695.
Raith Paula et al 2013. Natürliche Familienplanung heute. S. 155.
Telus M. 2001. Reproduktionsmedizin: Zwischen Trauma und Tabu. In: Dtsch Arztebl 2001; 98(51-52): A-3430 / B-2889 / C-2685
Von Wolff M. 2019. The role of Natural Cycle IVF in assisted reproduction, Science Direct, https://doi.org/10.1016/j.beem.2018.10.005
Wenderlein JM. 2020. Reproduktionsmedizin in riskanter Sackgasse? In: Gyne. 5/2020.
Zuber-Jerger I. 2002. Reproduktionsmedizin – Zwischen Trauma und Tabu: Zu hohe Risikobereitschaft. In: Dtsch Arztebl 2002; 99(10): A-617 / B-505 / C-476
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OvulaRing Team
VivoSensMedical GmbH
Limburgerstr. 74C
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